Fledermauskästen als letzte Zuflucht im Winter

Die Vögel ziehen in den Süden, die Insekten fallen in den Winterschlaf – was aber machen eigentlich Fledermäuse, wenn es in Deutschland kalt und frostig wird und wenn kein Dachboden, Keller oder Fledermauskasten in Sicht ist?

Auch sommertags gehören die zahlreichen verschiedenen Fledermausarten – rund 1000 gibt es von ihnen auf der ganzen Welt – eher zu den unscheinbaren Zeitgenossen. Man bekommt sie selten zu Gesicht, hört sie nicht, bemerkt sie nicht. Es sei denn, man sieht sie bei hereinbrechender Dämmerung einmal kurz durch den Lichtschein einer Laterne huschen. Umso faszinierender sind sie dann für den Menschen.

Die scheuen Wesen umgeben uns aber häufiger als wir denken und merken. Als klassische Kulturfolger sind sie immer in unserer Nähe, tummeln sich im Umkreis von Häusern, Garagen, oder Gartenlauben. Doch selbst in Gegenden, in denen im Frühjahr, Sommer und Herbst sehr viele Fledermäuse leben, kann man mit Beginn der kalten Jahreszeit wenige bis gar keine der possierlichen Säugetiere mehr entdecken.

 

Was machen Fledermäuse bei Winterbeginn: Zugvögel-Verhalten und Daheimbleiber

Wo sie stecken, wissen dabei nur die Wenigsten, dabei zeigt die Fledermaus im Winter dieselben Verhaltensweisen wie zahlreiche andere Tiere auch und bedient sich Strategien eigentlich ganz unterschiedlicher Gattungen.

Zum einen verhalten sie sich je nach Art wie Zugvögel: Wenn die Temperaturen sinken, verlassen manche Arten ihr Sommerrevier und es zieht sie in wärmere Gefilde, in denen sie ohne Probleme in Höhlen oder natürlichen Baumnischen durch den Winter kommen. Das Wanderverhalten hängt einerseits mit dem schwindenden Nahrungsangebot zusammen – Insekten sind wintertags kaum mehr zu finden –, andererseits natürlich mit Schnee, Eis und Frost selbst, die die Gefahr des Erfrierens mit sich bringen. Die zurückgelegte Strecke ist dabei ganz unterschiedlich, manche ziehen weit in den Süden, anderen reichen auch milder temperierte Gefilde – die ist gar ein Differenzierungsmerkmal  der Arten. Von den Kurzstreckenwanderern bis z den Langstrecklern, die manchmal bis zu tausend Kilometern Weg ins Winterquartier zurücklegen. Hier suchen sie dann nach Höhlen, Nischen – oder auch von Menschenhand arrangierte Fledermauskästen.

Zum anderen bleiben viele Arten aber auch im Winter in ihren gewohnten Revieren. Hier fallen  die Tiere in eine Winterruhe, wenn sie ein einigermaßen vor Schnee und Kälte geschütztes Plätzchen gefunden haben.  Sie senken ihre Körpertemperatur und zehren monatelang von ihren Fettreserven.

 

Mangelware Winterquartier – und Rettung Fledermauskästen?

Doch zwei Probleme gibt es:

  • Erstens sind immer wenige Orte, Unterschlupfe und Verstecke wirklich störungsfrei. Wenn die Fledermaus aber aus ihrer Winterruhe aufwacht, sorgt dies für einen empfindlichen Eingriff in die körpereigenen Fettvorräte. Ruckartig wird viel mehr Energie benötigt und verbrannt als eigentlich „geplant“ und für die lange Winterzeit vorgesehen. Dies kann sogleich das Überleben gefährden – besonders, wenn es sich um einen langen Winter handelt, der bis in den März und April eines Jahres hineinreicht.
  • Zweitens gibt es auch an sich immer weniger Orte, Unterschlupfe und Verstecke überhaupt. Hausmauern sind heutzutage bestens isoliert, in Dachböden und Keller ist auch kein Hineingelangen mehr. Und natürliche Winterstätten gibt es wegen Bebauung und Zivilisation ohnehin kaum noch.

Bleiben die künstlichen Winterquartiere – in Form von gezielt aufgehängten Fledermauskästen. Diese sind zwar im eigenetlichen Sinne nicht für die Winterzeit vorgesehen, sondern zum Beispiel für die Jungenaufzucht im Sommer. Doch wenn man sie richtig ausstaffiert (beispielsweise mit dämmenden Naturmaterialien) und wenn man sie geschützt vor Witterung aufhängt, dann wird auch ein Fledermauskasten gerne angenommen.

Nicht selten sind sie letzte Zuflucht für die kleinen Säugetiere, gerade wenn der Winter sich zunächst mit milden Gradzahlen auf dem Thermometer nicht richtig einstellen will, dann aber umso plötzlicher einsetzt. So wie es in weiten Teilen Deutschlands in den letzten Jahren immer öfter der Fall war. Dann bilden Fledermauskästen eine willkommene Rettung, die jeder Mensch ganz einfach anbringen kann. 

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